Das Konzert im Pavillon mit der Tiger-Band war großartig. Über 300 Zuschauer waren da. Tolle Technik (Danke, Jochen!), tolles Team, und überhaupt! Folgendes schrieb die Hannoversche Allgemeine Zeitung:

Darf ich mal durch?

Jazz, Gedichte, Synchronschwimmer: Alix Dudel und Band im Pavillon Hannover

VON UWE JANSSEN

 

Sie ist wahrlich keine Unbekannte in der Stadt, aber mit Band ist Alix Dudel selten zu sehen. Für sie, die meist mit einem Begleitmusiker unterwegs ist, sind drei Mitspieler auf der großen Bühne im gut gefüllten Großen Saal des Pavillons eine große Sache. Das sagt sie auch.

 

Trotzdem bleiben die Stücke, die sie singt, Miniaturen. Kleine Betrachtungen großer Dinge, humorvolle, ironische, melancholische Blicke auf das Leben und den Tod, die Liebe, die Männer, egal, ob hirnlose Aufreißer oder Synchronschwimmer. Meist betrachtet sie die Welt mittels der Texte von Friedhelm Kändler, der, versteckt unter einem Schlapphut, hinten im Publikum sitzt und die Interpretation seiner Wortspielereien still zu genießen scheint.

 

Die Band rekrutiert sich aus dem kleinen Vaireté-Orchester des Frankfurter Tigerpalasts, wo Alix Dudel häufig durch das Programm führt. Pianist Andrei Likhanov, Andreas Manns am Bass und Schlagzeuger Jens Biehl sind ein vortrefflich eingespieltes Ensemble, sie lassen der Sängerin viel Raum für ihren Vortrag, preschen aber auch gern mal mit Swingjazz vor, wenn die Diseuse sich kurz zurückzieht.

 

Neben Kändlers meist von Uli Schmid vertonten Texten singt Alix Dudel Lieder von Friedrich Hollaender („Wenn ich mir was wünschendürfte“) oder Günter Neumann („Neandertaler“), sie schiebt sich singend durch die engen Stuhlreihen („Darf ich mal durch?“), trägt kleine Gedichte vor und erzählt kleine Geschichten. Dass ihre Stimme erkältungsbedingt angeschlagen ist, hört man nach der Pause zunehmend, aber es verleiht ihrer tiefen Stimme eher noch einen Schuss Verruchtheit als dass es stören würde.

 

Fehlen darf am Ende nicht das schöne Lied von den Raben, an die sie doch bitte verfüttert werden möchte. „Vergesst, dass es mich gegeben hat – ich bin tot, und die Raben werden satt.“ Nicht für diese Aussage, aber für den Abend gibt es am Ende langen, herzlichen Applaus im Pavillon.

 

Hannoversche Allgemein Zeitung, 11. April 2015