zurück von der Kulturbörse in Freiburg finde ich das:

Sagen Sie mal was!

Tigerpalast-Künstlerin Alix Dudel legt sich lustvoll mit den Bessungern an

DARMSTADT. Mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme und einnehmender Bühnenpräsenz begeisterte Alix Dudel rund hundert Besucher im Bessunger Jagdhofkeller. Musikalisch unterstützt von einem Trio des Tigerpalast-Orchesters, präsentierte sie Chansons und Gedichte von Friedhelm Kändler.

 

Seit fast 20 Jahren führt Alix Dudel als Dame der Conférence mit ihren Liedern durch die Varieté-Revue des Frankfurter Tigerpalasts. Aus diesem Fundus schöpft sie nicht nur ihr Programm, das sie am Freitag in der urigen Atmosphäre des Bessunger Jagdhofkellers darbietet. Sie hat auch drei Musiker des dortigen Orchesters mitgebracht: Andrei Likhanov am Flügel, Andreas Mann am Kontrabass und Jens Biehl am Schlagzeug sorgen mit ihrem präzisen, jazzigen Spiel für die musikalische Untermalung ihrer Chansons.

Zu Beginn ihres Auftritts geht sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Tuchfühlung mit dem Publikum: „Darf ich mal durch?“ singt sie mit tiefer, prägnanter Stimme ins Mikrofon und drängelt sich im blauen Abendkleid quer durch die kichernden Besucher zur Bühne, dann lässt sie eine ergreifende Version von Marlene Dietrichs „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ folgen.

Neben diesen und anderen bekannten Stücken, etwa Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, speist sich ihre Repertoire aus Stücken des galligen Georg Kreisler, vor allem aber Friedhelm Kändlers, mit dem sie einst in Hannover Tür an Tür wohnte. Sie handeln vornehmlich vom zwischengeschlechtlichen Spannungsfeld, von Liebe, Lust und Leidenschaft, von Heirat, Treue oder Seitensprüngen, aber auch von Synchronschwimmern, Neandertalern oder den Vorzügen aufkeimender Vergesslichkeit („Senil am Nil“).

Belohnt wird sie dafür mit donnerndem Applaus. Dazwischen erntet sie Gelächter mit mehreren rezitierten Gedichten Kändlers – absurden, komischen und vertrackten Wortspielereien, die häufig mit der Aufforderung ans Publikum enden: „Jetzt sagen Sie mal was!“ Sie wird zu mehreren Zugaben zurück auf die Bühne gefordert, dann endet ein ebenso berührender wie unterhaltsamer Konzertabend.

 

Heiko Weigelt, Darmstädter Echo vom 27. Januar 2015