Endlich
Alix Dudel und die Tiger-Band
kurz gefasst:
Große Lieder und kleine Gedichte
Chansons und Jazz
Andrei Likhanov (piano), Jens Biehl (drums),
Andreas Büschelberger (bass)
zwei Mal 50 Minuten
Eine herrlich tiefe Stimme – das ist ihr Markenzeichen. Sie singt, sie spricht, sie spielt – stilvoll, wahrlich groß und mit viel Ausstrahlung. Alix Dudel unterwegs mit Liedern von Friedhelm Kändler, Georg Kreisler, Friedrich Hollaender oder Günter Neumann. Dabei, dazu, dazwischen – kleine Gedichte oder gemeine Geschichten.
Der hintergründige Humor und die skurrilen Texte von Friedhelm Kändler, die niemand so glaubhaft und lebendig interpretiert wie sie, – das ist Essenz und Würze gleichermaßen. Dieses Mal kommt sie mit Band. Endlich. Das Trio an ihrer Seite – Andrei Likhanov (piano), Andreas Manns (bass), Jens Biehl (drums) – rekrutiert sich aus dem Tigerpalast-Orchester. Dort haben sie sich kennen gelernt. Immer wieder führt Alix Dudel durch die großartige Internationale Varieté-Revue.
Das reiche Repertoire der Tigerpalast-Hits ist der Fundus, aus dem sie nun schöpfen kann. Dass sie ein Faible hat für die Schönheit des Verfalls und die Zerbrechlichkeit des Alters – das wissen Kenner schon lange. Wir sind, was wir sind. Endlich.
Darf ich mal durch?
Jazz, Gedichte, Synchronschwimmer: Alix Dudel und Band im Pavillon Hannover
von Uwe Janssen
Sie ist wahrlich keine Unbekannte in der Stadt, aber mit Band ist Alix Dudel selten zu sehen. Für sie, die meist mit einem Begleitmusiker unterwegs ist, sind drei Mitspieler auf der großen Bühne im gut gefüllten Großen Saal des Pavillons eine große Sache. Das sagt sie auch.
Trotzdem bleiben die Stücke, die sie singt, Miniaturen. Kleine Betrachtungen großer Dinge, humorvolle, ironische, melancholische Blicke auf das Leben und den Tod, die Liebe, die Männer, egal, ob hirnlose Aufreißer oder Synchronschwimmer. Meist betrachtet sie die Welt mittels der Texte von Friedhelm Kändler, der, versteckt unter einem Schlapphut, hinten im Publikum sitzt und die Interpretation seiner Wortspielereien still zu genießen scheint.
Die Band rekrutiert sich aus dem kleinen Varieté-Orchester des Frankfurter Tigerpalastes, wo Dudel häufig durchs Programm führt. Pianist Andrei Likhanov, Andreas Manns am Bass und Schlagzeuger Jens Biehl sind ein vortrefflich eingespieltes Ensemble, sie lassen der Sängerin viel Raum für ihren Vortrag, preschen aber auch gern mal mit Swingjazz vor, wenn die Diseuse sich kurz zurückzieht.
Neben Kändlers meist von Uli Schmid vertonten Texten singt Alix Dudel Lieder von Friedrich Hollaender („Wenn ich mir was wünschen dürfte“) oder Günter Neumann („Neandertaler“), sie schiebt sich singend durch die engen Stuhlreihen („Garf ich mal durch?“), trägt kleine Gedichte vor und erzählt kleine Geschichten. Dass ihre Stimme erkältungsbedingt angeschlagen ist, hört man nach der Pause zunehmend, aber es verleiht ihrer tiefen Stimme eher noch einen Schuss Verruchtheit als dass es stören würde.
Fehlen darf am Ende nicht das schöne Lied von den Raben, an die sie doch bitte verfüttert werden möchte. „Vergesst, dass es mich gegeben hat – ich bin tot, und die Raben werden satt.“ Nicht für diese Aussage, aber für den Abend gibt es am Ende langen, herzlichen Applaus im Pavillon.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. April 2015